Einwanderung und Integration
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Was läuft bei der Migration schief, Helmut Schmidt?

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Beitrag  TapsiCat Di Nov 23, 2010 6:53 am

Was läuft bei der Migration schief, Helmut Schmidt?
Teil 2 des BILD-Interviews mit Altkanzler Helmut Schmidt (91, SPD)
23.11.2010 - 00:09 UHR
Von HANS-JÖRG VEHLEWALD

BILD: Thema der von Ihnen gegründeten Deutschen Nationalstiftung ist die nationale Identität in Europa. Ist der Satz „Ich bin Europäer“ ein Ersatz für Vaterlandsliebe?

Helmut Schmidt: Nein, das muss man auseinanderhalten. Mir liegt viel daran, dass die Deutschen sich mit ihrer Nation identifizieren, so wie das andere Völker auch ganz selbstverständlich tun. Aber ich möchte zugleich diese nationale Identität mit einer europäischen Identität verschwistern. Beides gehört zusammen.

BILD: Warum?

Schmidt: Wir stehen am Anfang eines Jahrhunderts, an dessen Ende die Europäer allenfalls noch vier oder fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen werden. Wir sehen den Aufstieg Chinas. Indien, Brasilien sind auf dem Vormarsch. Um so mehr müssen wir Europäer zusammenstehen. Wir brauchen ein Bewusstsein, dass wir in einem Boot sitzen.

BILD: Aber EU – das ist für die meisten bloß Bürokratie, sinnlose Normen und Regeln.

Schmidt: Richtig, weil das Europäische Parlament bisher zahnlos agiert, kaum Rechte hat und die Kommission nicht in die Schranken weist. Ich würde mir dringend einmal einen Putsch der Parlamentarier wünschen, damit sie das Prinzip der Demokratie in der EU wieder zum Leben erwecken. Aber vielleicht muss man dafür andere Leute nach Brüssel und Straßburg schicken.

BILD: Thilo Sarrazin bemängelt, dass sich viele Muslime nicht auf deutsche Grundwerte einlassen. Teilen Sie Sarrazins Auffassung?

Schmidt: Teilweise. Falsch finde ich, dass Sarrazin zivilisatorische Traditionen anderer Völker vermischt mit der Vererbung von Genen. Aber Sarrazin hat recht, was die Integrationsbereitschaft und -fähigkeit vieler Moslems betrifft: Wer vom Säuglingsalter an in einer völlig europafremden Umgebung groß geworden ist – mit völlig anderem Verhalten gegenüber dem Vater, gegenüber Frauen, mit einem anderen Ehrbegriff –, der lebt sich sehr viel schwerer in die deutsche Gesellschaft ein.

BILD: Haben Sie für die Integration von Millionen Moslems im Lande eine positive Prognose?

Schmidt: Nein, nicht für alle und nicht für die nächsten Jahre. Wobei ich natürlich weiß, dass viele Moslems tatsächlich integriert sind und man sie deshalb nicht besonders wahrnimmt.
Allerdings habe ich erst recht keine positive Prognose, wenn wir weiterhin den Beitritt der Türkei zur EU in Aussicht stellen. Denn dann würden zig Millionen Moslems freien Zugang zu ganz Europa haben und unsere Arbeitsmärkte und Sozialsysteme überschwemmen. Da könnten wir auch gleich Algerien, Marokko, Libanon, Syrien mit einplanen. Und deren Konflikte – etwa zwischen Kurden und Türken – fänden dann in unseren Städten statt. Das wäre eine gewaltige Fehlentwicklung!

BILD: Haben wir Deutsche zu wenig darauf geachtet, wer zu uns kommt?

Schmidt: Wir haben gar nicht darauf geachtet, da liegt ja das Problem! Wir sind heute de facto ein Einwanderungsland, aber uns fehlen die Regeln dafür. Zum Beispiel haben wir Hunderttausende Menschen aus Osteuropa als Deutsche aufgenommen, weil sie mal eine deutsche Urgroßmutter hatten – unabhängig davon, was sie können oder leisten.

BILD: Was muss sich ändern?

Schmidt: Was wir am stärksten in den Griff bekommen müssen, ist die Ghettobildung, die sich fortsetzt in den Schulen und in den Klassen. Auch die Jugendstrafjustiz ist in keinem guten Zustand – bei Zuwanderern wie bei Deutschen! Das Buch von Kirsten Heisig zeigt, dass viele Jugendrichter viel zu spät, zu milde und zu verständnisvoll urteilen. Strafen müssen „auf dem Fuße“ folgen, sonst werden sie von Jugendlichen nicht ernst genommen und zum Teil bewirken die Verhältnisse im Strafvollzug dann noch zusätzlichen Schaden.

BILD: Thilo Sarrazin steht wegen solcher Thesen vor dem Parteiausschluss der SPD. Ist das der richtige Umgang mit ihm?

Schmidt: Nein, ich habe von Anfang an gesagt: Der Parteiausschluss Sarrazins ist der falsche Weg!

http://www.bild.de/BILD/politik/2010/11/23/altkanzler-helmut-schmidt/interview-ueber-migration-und-thilo-sarrazin.html

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